Schweden ist Trendsetter und macht es vor: einen kleinen Kaffee mit der Karte oder dem Smartphone bezahlen? Gar kein Problem. Busfahren mit Kleingeld? Ein Problem! Denn einige Busunternehmen haben das Bargeld abgeschafft und das Bezahlen läuft komplett ohne Bargeld. Schweden geht noch einen Schritt weiter und versucht den RFID-Chip, bzw. die RFID-Technik in den Alltag des Zahlungsverkehrs zu integrieren. Einige Testprobanden haben sich RFID-Chips implantieren lassen. Mit diesem Implantat kann man Zahlungen vornehmen. Banken schaffen darüber hinaus Bargeld ab und untermauern das Vorgehen mit dem Argument, dass es sicherer ist für die Bankangestellten. Ist dies der neue Trend für Europa? Oder eine kurzzeitige Modeerscheinung, die wieder verblassen wird oder eine innovative Bewegung, die dem 21. Jahrhundert gerecht wird?
Zumindest in Deutschland ist man noch nicht so weit, wenn man zumindest Deutschland mit Schweden vergleicht. Denn hier ist man noch konservativ eingestellt und sehr skeptisch bezüglich der visionären Vorstellung einer bargeldlosen Gesellschaft. Nur langsam und schleppend lässt sich Deutschland von diesem Trend ziehen. Selbst beim Aufrunden von Beträgen ist man skeptisch, wie es zum Beispiel in den Niederlanden durchgeführt wurde, wo die Kaufbeträge in Supermärkten aufgerundet wurden, um sich das Horten von Münzgeld zu ersparen. In Deutschland kann man in einigen Supermärkten aufrunden lassen, doch der Fortschritt und Nutzen läuft auch hierzulande eher schleppend im Vergleich zum europäischen Nachbarn.
Geschichte des Bargelds
Das Bargeld hat unsere kapitalistische moderne Gesellschaft erst möglich gemacht und uns vom Tauschhandel mit Gegenständen weggebracht. Münzen und Scheine haben die freie Marktwirtschaft zu dem gemacht, was sie heute ist. Doch hat das Geld einen wirklichen Wert? In Zeiten von Inflationen hatte auch das Bargeld viele Schwächen gezeigt in der Geschichte, insbesondere in der Weimarer Republik, wo man in Zeiten von Inflation, unzählig viel Geld brauchte, um sich einige Lebensmittel zu kaufen. Nur Gold ist letztlich wertvoll geblieben, unabhängig von der wirtschaftlichen Lage. Aufgrund dessen hatte der US-Dollar selbst in der Geschichte keinen Wert, sondern gab an, wie viel Gold einem in der Bank zusteht, welches man dort lagert. Doch wenn das Geld in sich keinen Wert hat, bzw. den wirtschaftlichen Schwankungen unterliegt, wieso ist die Trennung so schwer? Ist es kulturell in uns verankert? Wäre es in der Moderne sinnvoll der Virtualität mehr Raum zu gewähren? Mehr Fragen als Antworten bieten sich dar.
Das Für und Wider – Bargeld abschaffen oder behalten?
Ein positiver Aspekt wäre selbst verständlicherweise die Eindämmung von Kriminalität und das Klauen der Geldbörse würde der Vergangenheit angehören. Darüber hinaus würde es den Zahlungsverkehr im Einzelhandel vehement erleichtern. Kein Nachzählen von Kleingeld und keine Verdachtsfälle gegenüber Mitarbeitern. Es würde unsere schnelllebige Gesellschaft vereinfachen, bzw. den Alltag simpler gestalten. Doch eine Sache würde auf der Strecke bleiben: unsere Freiheit, denn Bargeld lässt sich sparen und unter Umständen zu Hause horten, sodass man niemanden Rechenschaft ablegen muss. Würden wir Gefahr laufen, dass alle Transaktionen nachvollziehbar sind und unser Kaufverhalten durchgehend analysiert und beobachtet werden kann? In Zeiten von Datenschutzskandalen wäre dieses Szenario durchaus denkbar und nicht zu unterschätzen. Doch was überwiegt schlussendlich mehr? Dies kann man wohl abschließend nicht sagen, denn es gibt noch keine Langzeiterfahrungen mit dem virtuellen Zahlungsverkehr.
Doch sind die Absichten hinter der Idee einer bargeldlosen Gesellschaft positiver Natur oder steht dahinter ein wirtschaftliches Interesse des Landes, um mehr Kontrolle über die Transaktionen der Bürger zu bekommen? Auch dies ist nicht absehbar, denn mithilfe des virtuellen Zahlungsverkehrs würde beispielsweise die Schwarzarbeit der Vergangenheit angehören. Kostspielige Kontrollen vonseiten der Regierung wären nicht mehr vonnöten und Steuerhinterziehung wäre nicht mehr möglich. Doch werden wir dadurch nicht ein Stück weit zu gläsernen Bürgern? Gewissermaßen werden wir transparent, wenn wir das Bargeld abschaffen, doch in welche Richtung die Segel geschlagen werden, wird hoffentlich im demokratischen Prozess unserer liberalen Gesellschaft entschieden.
Video: Bye, Bye Bargeld?
Titelgrafik: pixabay.com
Matthias erstellt, betreibt und vermarktet schon seit dem Jahre 2000 diverse Blogs und Webseiten. Die meisten davon drehen sich um Verbraucherthemen sowie Produkttests, Aktien, Börse und Tipps zum Geld sparen.
Er wurde 1973 geboren, lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Hannover und ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern im Teeniealter.