Silvesterbräuche

Der Jahreswechsel steht vor der Tür. Diese besondere Zeit wird seit jeher von verschiedenen Bräuchen und Ritualen begleitet. Der Name Silvester geht übrigens auf einen Papst mit diesem Namen zurück, der am 31.12.335 verstorben ist. International wird an verschiedenen Tagen der Jahreswechsel gefeiert, im westlichen Kulturkreis ist jedoch der 1. Januar seit mehreren Jahrhunderten der Neujahrstag. Die Redewendung vom „Rutsch“ ins neue Jahr stammt vom jüdischen Wort Rusch ab, das Kopf/Anfang bedeutet. Der jüdische Jahresbeginn heißt entsprechend Rosh Hashana.

Im folgenden Artikel habe einige der bekanntesten Bräuche für Sie recherchiert und in Kategorien gesammelt sowie kurz erklärt, wofür diese stehen. Vielleicht ist der eine oder andere Brauch auch für Sie passend, um gut ins neue Jahr zu kommen – oder zumindest eine interessante Lektüre zum Jahreswechsel.

1. Essen

Top: Schwein haben an Silvester

Rund um den Jahreswechsel begegnen uns, wohin man blickt, überall die süßen rosa Schweinchen – ob als Glücksbringer oder Marzipandekoration. Das Schwein steht seit langer Zeit für Wohlstand und soll entsprechend dem Beschenkten Glück bringen. Der Schweinebraten ist ein sehr traditionelles Silvestergericht, das ebenso Glück im neuen Jahr bringen soll. Sehr traditionell ist in diesem Zusammenhang auch der Verzehr eines Schweinerüssels (Saurüsserl). Diesen gibt es für Vegetarier und Naschkatzen auch aus Marzipan.

Fisch zum Essen und in der Geldbörse bringt ebenso Glück

Der Fisch steht metaphorisch für das Vorankommen, denn er schwimmt immer nach vorn. Fisch als Silvestermahl, etwa als Silvesterkarpfen, ist besonders im Alpenraum weitverbreitet und soll entsprechend ebenso das Vorwärtskommen im neuen Jahr unterstützen. Mit einer Fischschuppe in der Geldbörse soll das Geld niemals ausgehen. Vegetarier müssen übrigens auf ihr Glück nicht verzichten: Es tut auch ein Keks in Fischform – aber bitte achten Sie darauf, ihn von hinten nach vorn (also zuerst die Flosse) zu essen, denn sonst könnte das Glück davon schwimmen.

Nicht zu empfehlen: Huhn

Während, wie bereits erwähnt, Fisch und Schwein glückstechnisch an Silvester sehr zu empfehlen sind, sollte man auf Hühnerfleisch bzw. Geflügel verzichten – denn damit könnte, so der Volksglaube, das Glück „davonfliegen“.

Glücksalternative zu Fleisch und Fisch: Hülsenfrüchte zu Silvester

Auch Linsen und Erbsen sind hierzulande zum Jahreswechsel beliebt. Je mehr Hülsenfrüchte man in der Silvesternacht isst, umso mehr Reichtum soll einem im neuen Jahr gegeben werden.

Süßes Glück zum Jahresbeginn

Besonders in Norddeutschland sind mit Marmelade gefüllte Berliner beliebt. Eine Orakelvariante, die einen Berliner, der mit Senf gefüllt ist, enthält, zeigt, wer der anwesenden Partygäste wohl im nächsten Jahr eher weniger Glück haben wird.

2. Glücksbringer

Traditionellerweise verschenken wir zu Silvester Glücksbringer an unsere Liebsten. Besonders beliebt sind diese als Kleeblätter, Rauchfangkehrer (Schornsteinfeger), Schweinchen, Hufeisen, Glückspilze, Marienkäfer und Glückstaler. Doch, was bedeuten diese Symbole eigentlich? – Hinter jedem Symbol steht eine kleine Geschichte:

  • Nur das vierblättrige Kleeblatt bringt Glück. Es soll wohl von Eva aus dem Paradies mitgenommen worden sein und somit ein seltenes Stück direkt aus dem Paradies sein.
  • Rauchfangkehrer bzw. Schornsteinfeger sorgen für einen freien Kamin und damit für ein warmes und gesundes Raumklima. Das war in früheren Zeit, als es keine andere Heizmöglichkeit gab, besonders wichtig, weshalb der Rauchfangkehrer sehr angesehen ist und entsprechend Glück bringen soll (dies gilt insbesondere bei Berührung, oder wenn man an einem Knopf der Kleidung des Rauchfangkehrers dreht).
  • Schweine stehen für Wohlstand (siehe oben).
  • Das Hufeisen war einst sehr kostbar – mit der Öffnung nach oben fängt es Glück ein und mit der Öffnung nach unten hält es das Glück fest (manche sagen aber auch, das Glück falle heraus).
  • Der Glückspilz als Glücksbringer ist meist als eigentlich gefährlicher Fliegenpilz dargestellt – die glücksbringende Wirkung könnte auf die früher unerklärliche „Magie“, die aufgrund des enthaltenen Giftes von ihm ausgeht, zurückgehen.
  • Marienkäfer gelten als Himmelsboten der heiligen Maria. Sie sollen besonders Kinder beschützen und sogar Krankheiten heilen.
  • Münzen stehen für Reichtum, die sie ihrem Besitzer bringen sollen. Ist eine Münze aus Kupfer, soll sie außerdem gegen Hexerei schützen.

    3. Orakel

Bleigießen

Hierbei handelt es sich um einen sehr bekannten Orakelbrauch. Durch in Wasser gekipptes, geschmolzenes und dann erstarrtes Blei soll die Zukunft vorausgesagt werden. Aufgrund der toxischen Inhaltsstoffe von Blei wird heutzutage lieber mit Wachs oder anderen Ersatzstoffen, wie Zinn, die Zukunft vorausgesagt. Bleigießen mit Blei ist seit 2018 sogar verboten.

Bibelorakel

Wer eine Bibel hat, kann auch diese in der Silvesternacht nutzen, um zu sehen, was das neue Jahr bringen könnte. Wahllos eine Seite geöffnet, verrät Ihnen der erste Satz, der Ihnen, wenn Sie mit dem Finger darüber streichen und zufällig stoppen, angeblich, was im neuen Jahr zu erwarten sein wird.

Pantoffel werfen

Dieser Brauch stammt aus Bayern und wurde ursprünglich am Andreastag (30.11.) ausgeführt, ist nun aber zu Silvester sehr beliebt: Unverheiratete (und heiratswillige!) Frauen sollen im Garten ihren linken Pantoffel über die rechte Schulter werfen. Zeigt die Spitze vom Haus weg, dann stehen die Chancen auf eine Hochzeit im kommende Jahr wohl gut.

4. Räuchern

Zu Silvester räuchert man traditionell mit Wacholder und Salbei. Wacholder vertreibt angeblich schlechte Energien und Gedanken, die belasten. Salbei soll wiederum helfen, das Alte zu vertreiben und für Neues Platz zu schaffen. Auch mit Weihrauch wird häufig zu Silvester geräuchert.

5. Feuerwerk und Knaller

Knaller und Feuerwerke gehen darauf zurück, dass mit Lärm ursprünglich böse Geister und Dämonen vertrieben werden sollten. Tiere und die Umwelt freuen sich heute jedoch über einen eher zurückhaltenden Einsatz. Leider passieren auch jedes Jahr Unfälle, aufgrund unsachgemäßer Verwendung und Alkoholisierung. In früheren Zeiten wurde der entsprechende Lärm zur Dämonenabwehr übrigens durch das Schlagen auf Töpfe erzeugt.

6. Tanzen

Ein Brauch, der besonders bei uns in Österreich beliebt ist, ist das Walzer tanzen. Durch das Tanzen soll fröhlich ins neue Jahr gestartet werden. Jung und Alt tanzt somit um Punkt 24:00 bzw. 0:00 Uhr mit Johann Strauss‘ (Sohn) als „Donauwalzer“ bekanntem Walzer An der Schönen blauen Donau gut gelaunt und stilvoll ins neue Jahr.

7. Kleidung

Ein Brauch, der auch bei in Deutschland und Österreich immer beliebter wird, ist das Tragen von roter Unterwäsche an Silvester. Diese Tradition ist vorwiegend in Italien, Mexiko und Chile beliebt und soll natürlich der Trägerin oder dem Träger Glück bringen. In Argentinien ist die Farbe der Wahl Pink.

8. Wäschepause

Ein sehr alter Brauch ist es, in der Silvesternacht (manche sagen in allen Rauhnächten) auf das Aufhängen von gewaschener Wäsche zu verzichten. Denn in den hängenden Kleidungsstücken bzw. Laken sollen sich böse Geister oder verstorbene Seelen verfangen, was schließlich zu viel Leid im neuen Jahr führen würde.

9. Bauernregeln

Zum Jahreswechsel gibt es natürlich auch traditionelle Bauernregeln, die die Zukunft vorhersagen sollen. Ist es in der Silvesternacht etwa besonders klar, soll ein reiches und glückliches Jahr folgen.

10. Kurioses rund um Neujahr:

In manchen Regionen gibt es immer wieder neue und für Außenstehende kurios anmutende Bräuche, wie etwa das Neujahrsbaden an Ostsee oder Nordsee. Immer mehr vertreiben ihren Silvesterkater im lustigen Kostüm im kühlen Nass. Besonders spannend ist auch der traditionelle Maskenlauf in Sylt-Ost, bei dem verkleidete Kinder und Erwachsene von Tür zu Tür ziehen. Sie tragen Gedichte, Lieder und eine Art Jahresrückblick in friesischer Sprache vor – als Belohnung winkt den Erwachsenen dann reichlich Schnaps und die Kids erhalten reichlich Süßes.

Teilen Sie gerne weitere spannende Bräuche und Traditionen mit uns. Ich wünsche Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser jedenfalls eine schöne Feier zum Jahreswechsel, einen „guten Rutsch“ und ein glückliches Jahr 2023!




Bild von NoName_13 auf Pixabay

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