Sie erinnern sich mit Sicherheit noch an Ihre Kindheit und die wunderbaren Marmeladebrote, die Ihnen Ihre Großmutter (Mutter) gestrichen hat? Bei meiner Oma war es ein fruchtig-süßes, orangefarbenes Vergnügen: Marmelade aus Marillen (Aprikosen) aus dem eigenen Garten. Eine herrliche Erinnerung, deren Geschmack sofort abrufbar ist und den ich hoffentlich niemals vergessen werde!
Warum ich diese kleine Anekdote erzähle? Nun, erstens, hoffe ich, Sie haben eine ähnliche Erinnerung an „damals“. Zweitens, dieser Geschmack muss keine Erinnerung an eine vergangene Zeit sein, denn Marmelade kann man ganz leicht selbst machen. Drittens, auch heute erfreuen sich Kinder (und Erwachsene) an selbstgemachter Marmelade, die lebenslange Erinnerungen schafft.
Der Vorteil beim Selbermachen ist nicht nur ein wunderbarer Geschmack, sondern auch, dass Sie alle Inhaltsstoffe kennen und selbst auswählen können und somit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten, denn
- Sie machen ein saisonales Lebensmittel haltbar. Ja, das ist der ursprüngliche Sinn des Einkochens von Obst!
- Sie können regionale Lebensmittel (oder, wenn vorhanden, aus dem eigenen Garten) wählen und somit Transportwege minimieren.
- Sie können die Qualität Ihrer Früchte (Bio, Eigenanbau) selbst bestimmen.
- Sie nutzen die Einmachgläser mehrmals, weitere Verpackung, Marketing und Transport entfallen.
Zusätzlich sparen Sie Geld, können sich ein ganzes Jahr mit diesem wunderbar ehrlichen Lebensmittel bevorraten und erleben das gute Gefühl ein Nahrungsmittel mit den eigenen Händen selbst erzeugt zu haben.
Marmelade selbst kochen – so geht’s!
Basisrezept
1kg Obst: z.B. Marillen (Aprikosen), Kirschen, Ribisel (Johannisbeeren), Himbeeren, Erdbeeren (auch Mischungen sind möglich, mein persönlicher Favorit ist Kirsche – Himbeere – Ribisel)
0,5kg Gelierzucker 2:1 (gibt es auch in Bioqualität) – Der Zucker ist wichtig zum Süßen, Konservieren und Gelieren!
Optional: nach Geschmack einen Schuss Rum oder Obstgeist (z.B. Himbeergeist für Himbeermarmelade). Man kann die Marmelade auch mit Zimt oder Nelkenpulver verfeinern.
Außerdem benötigen Sie noch folgende Utensilien:
6 kleine Einmachgläser
(Ich empfehle kleine Gläser, wenn Sie nicht große Mengen an Marmelade auf einmal essen – so bleibt ein Glas nie zu lange geöffnet)
1 Schneidebrett und ein gutes Messer
1 mittelgroßen bis großen Topf
1 Kochlöffel
1 Pürierstab
Alternativ: eine „Flotte Lotte“ zum Pürieren und Passieren (empfiehlt sich bei Obst mit kleinen Kernen, wie Himbeeren oder Ribisel, geht aber auch ohne, wenn einen diese Kernchen nicht stören)
1 Trichter zum Einfüllen
1 Schöpflöffel zum Einfüllen (optional)
Arbeiten Sie unbedingt hygienisch!
Ein großes Augenmerk sollten Sie auf eine durchgängig sehr hygienische Arbeitsweise legen, damit die Marmelade auch wirklich haltbar bleibt und sich kein Schimmel bildet. Also vor dem Arbeiten gut Hände waschen und die Früchte ebenfalls sehr gut waschen, entkernen und alle Stiele und Blätter entfernen. Es ist in diesem Zusammenhang auch wichtig, dass nur einwandfreie Früchte genutzt und alle weichen Stellen entfernt werden. Verfaulte oder angefaulte Früchte bitte nicht verwenden!
Auch die Gläser (Deckel) müssen hygienisch rein sein, um die Haltbarkeit von rund einem Jahr zu gewährleisten. Das heißt, diese müssen vorab steril gemacht werden.
Es gibt dafür mehrere Möglichkeiten:
1. Die Gläser und Deckel (vollständig mit Wasser bedeckt) mindestens zehn Minuten in einem großen Topf auskochen.
2. Auch möglich ist eine Sterilisation der Gläser in der ansonsten leeren (!) Geschirrspülmaschine auf heißester Stufe.
3. Der Backofen (130 Grad, 15 Minuten) ist für die Entkeimung der Gläser ebenfalls geeignet. Die Deckel müssen jedoch in einem Kochtopf ausgekocht werden.
Tipp:
Ich nutze einen Trichter aus Edelstahl und koche diesen ebenfalls mit aus, ebenso wie die (Spaghetti-) Zange, die ich nutze, um die Gläser dann aus dem Wasser zu holen.
Wichtig:
Befüllen Sie die Gläser bitte sofort nach dem Sterilisieren! Die Sterilisation empfiehlt sich also schon vor dem Kochvorgang der Früchte zu starten.
Wie geht nun das tatsächliche „Einkochen“?
Nach dem Entkernen der Früchte (je nach Obstsorte), schneiden Sie das Obst klein und geben es in den mittelgroßen Topf. Danach erhitzen sie die Masse langsam und verteilen den Gelierzucker gleichmäßig darauf. Bleiben Sie bei diesem Vorgang am Herd stehen, rühren Sie immer wieder um und achten Sie darauf, dass es nicht zu heiß wird. Wenn die Früchte etwas weich sind (geht ziemlich schnell) können diese püriert werden. Danach sollte die flüssige Masse sprudelnd kochen (aber nicht zu viel – es soll nichts herausspritzen), rühren Sie dabei immer wieder um, bis die Marmelade eindickt. Das dauert, je nach Obstsorte, unterschiedlich lange – meist ca. drei Minuten.
Sie können eine einfache Gelierprobe machen, indem Sie eine kleine Menge der Masse auf einen Teller geben und kurz warten. Wenn die Marmelade beim Erkalten eindickt, passt die Konsistenz. Wenn sie flüssig bleibt, müssen Sie noch etwas länger kochen. Achten Sie jedoch darauf, nicht zu lange zu kochen, denn darunter leiden der Geschmack und die schöne Farbe Ihrer Marmelade.
Zum Abschluss gebe ich noch einen „Schuss“ Rum (kleine Menge nach eigenem Ermessen) für den besonderen Extrageschmack hinzu – das muss man aber natürlich nicht. Vor allem wenn die Marmelade von Kindern gegessen wird, sollte man sich hier eher zurückhalten, auch wenn der Rum verkocht.
Füllen Sie die fertige noch sehr heiße bzw. kochende Marmelade sofort (!) in die sterilisierten Gläser. Am besten geht dies mit einem Schöpflöffel und einem Trichter. Füllen Sie die Gläser möglichst voll, schließen Sie sie jeweils sofort mit dem Deckel und stellen Sie die Gläser für fünf Minuten auf den Kopf.
Abschließende Hinweise:
- Gläser vor Gebrauch bitte unbedingt sterilisieren!
- Achten Sie darauf, dass die Marmelade kocht, damit sie eindicken kann und haltbar wird, jedoch nicht zu stark, da sie sonst spritzt und rasch anbrennen kann.
- Bleiben Sie beim Herd stehen und rühren Sie häufig um.
- Verarbeiten Sie immer nur 1kg Obst auf einmal.
- Zitronensaft unterstützt den Gelierprozess. Dies ist je nach Obstsorte hilfreich. Sie finden dazu häufig konkrete Hinweise auf der Verpackung des Gelierzuckers.
- Lagern Sie die verschlossenen Marmeladegläser möglichst kühl und lichtgeschützt, angebrochene Gläser im Kühlschrank.
- Geschlossene Gläser sind mehrere Monate bis ca. ein Jahr haltbar.
Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen und dass Sie mit diesen Tipps auch Ihren Kindern und Enkeln eine im wahrsten Sinne nachhaltige Kindheitserinnerung und einen Genuss wie „damals“ schaffen!
* laut einer EU-Verordnung heißt Marmelade aus Nicht-Zitrusfrüchten inzwischen „Konfitüre“ und ist auch nur noch unter diesem Begriff im Handel erhältlich. Für unsere Zwecke bleibe ich jedoch beim traditionellen Begriff für den fruchtigen Brotaufstrich.
Fotos: Pixabay
Daniela wurde 1986 in Wien geboren und arbeitet seit ihrem wirtschaftswissenschaftlichen Studium im Personalwesen. Aufgrund ihrer Freude an Literatur und der deutschen Sprache studierte sie zusätzlich Deutsche Philologie. Sie liebt Texte aller Art und schreibt neben sachlichen Business-Texten auch kreative und literarische Texte sowie über Alltags- und Verbraucherthemen.