Viel wird darüber geredet, wo unser Strom in den nächsten Jahren und Jahrzehnten herkommen soll: Reichen Windräder, Wasser- und Solarkraft aus? Wird es eine Rückkehr zur Atomkraft geben? Doch hinter den Kulissen spielt sich eine andere Art der Energiewende ab, die darauf zielt, vorhandene Ressourcen so effektiv wie möglich zu nutzen. Der Verbrauch moderner Haushaltsgeräte sinkt stetig ab und auch die großen Firmen lassen sich etwas einfallen, um ihre Filialen in den Energiesparmodus zu versetzen.
Aldi spart Strom per Energiemanagement
Der Discounter-Riese Aldi Süd rühmt sich, allein 2017 mehr als 10 Millionen kWh Strom eingespart zu haben. Schuld daran ist ein groß angelegtes Energiemanagement-System, das fast 2.000 Standorte ständig überwacht, Mehrverbräuche meldet und so dazu anregt, entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Zudem sind mehr als die Hälfte aller Filialen bereits mit eigenen PV-Anlagen ausgestattet, sodass Aldi Süd nach eigenen Namen zum „größten privaten Betreiber von Aufdach-Solaranlagen in Deutschland“ avancierte. Der größte Teil des produzierten Stroms fließt in den Eigenverbrauch, aber es bleibt immer auch etwas für die Netzeinspeisung übrig.
Sogar Las Vegas macht bei der Energiewende mit
Wir sehen an diesem Beispiel, das eben nicht nur Privathaushalte energetisch umschwenken, sondern auch gewerbliche Großabnehmer. Ein Blick über den großen Teich offenbart, dass dies nicht nur in Deutschland so läuft: Einige bekannte Casinos in Las Vegas, wie das von Steve Wynn gebaute Wynn Casino oder das MGM Grand von James Murren, planen inzwischen, ihren Energiebedarf aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Sonnenenergie ist in der Wüste ohnehin im Überfluss vorhanden, fehlt also nur noch die effiziente Speicherenergie, die es ermöglicht, vorwiegend nachtaktive Etablissements zuverlässig zu versorgen. Bis dahin wäre es an der Zeit, auch in der schillernden Casinowelt über das Thema Stromsparen nachzudenken und Beleuchtung sowie Klimatisierung entsprechend umzurüsten.
Millionen von Haushalten tragen ihren Teil bei
Wenden wir nun den Blick von den Großabnehmern zu den vielen Millionen kleinen Haushalten, die gemeinsam ebenfalls sehr viel ausrichten können. In den meisten Privatwohnungen ist der Umstieg von der Energieschleuder Glühbirne auf effiziente LEDs mittlerweile gut gelungen und ganz allmählich werden Ofen, Spülmaschine, Waschmaschine und Wäschetrockner immer moderner. Letzteres geht deutlich langsamer voran, weil sich niemand jedes halbe Jahr mit neuen Großgeräten ausstattet. Einige Menschen hängen sogar so sehr an der alten, oftmals enorm zuverlässigen Technik, dass sie ihre Miele Waschmaschine trotz des hohen Verbrauchs 20 Jahre oder länger behalten. Andere wiederum legen sich bewusst einen Wärmepumpentrockner der neuesten Generation zu, weil sie wissen, dass diese gegenüber dem normalen Kondenstrockner einen deutlichen Energievorteil haben.
Die Energieeffizienzklassen als Effizienz-Booster
Die Energiewende ist also ein Prozess, der im Kleinen wie im Großen abläuft, sich über viele Jahre hinzieht und vielleicht niemals enden wird. Denn zu verbessern gibt es immer irgendetwas, das wird schon an den mittlerweile so vertrauten EU-Energieverbrauchskennzeichnungen deutlich, die dazu führten, dass Elektrogeräte seit 1998 beständig verbrauchsärmer wurden. Die höchste und damit beste Klasse war einmal die Klasse A, doch mussten die Experten an diesen Buchstaben inzwischen nicht nur eines, sondern drei Pluszeichen anhängen, um mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Die sogenannten Energieeffizienzklassen reichen also nun von A+++ bis D, wobei wohl kaum ein Konsument noch zu einem D-Gerät greifen würde. Dieser Effekt ist allein schon den exorbitant hohen Strompreisen zu verdanken.
Ab März 2021 sollen die Energielabel übrigens wieder austariert werden: Die Pluszeichen sollen verschwinden und die Skala verschiebt sich auf den Bereich A bis G. Zum Zeitpunkt der Umstellung sollen auf dem Markt noch keine A-Produkte erhältlich sein, um Raum für weitere Entwicklungen zu lassen.
So wird Energiesparen zur persönlichen Lebenseinstellung
Das Internet ist prall gefüllt mit Energiespartipps, um Privatleute dazu anzuregen, ihre persönliche Energiewende zu vollziehen. Einige dieser Ratschläge sind ganz einfach einzuhalten, andere wiederum erfordern ein deutliches Umdenken. Empfehlenswert ist, sich zuerst den bequemeren Methoden zuzuwenden, um im späteren Verlauf tiefer zu graben. Denn der Mensch an sich ist träge und verändert sein Verhalten eher ungern. Mit Geduld und Fingerspitzengefühl an die Sache heranzugehen, hat sich aber immer schon gelohnt. Weniger zu heizen kommt für die meisten Menschen beispielsweise nicht infrage, doch allein schon durch richtiges Lüften und das Schließen von Zwischentüren lässt sich im Winter viel Wärmeenergie einsparen. Nun noch genügend Abstand zwischen Möbel und Heizkörper halten und programmierbare Thermostate kaufen – und der Verbrauch sinkt schon einmal gutes Stück.
Nicht nur zu Hause, auch unterwegs Strom sparen
Allzu wenigen Menschen ist derzeit bewusst, dass sie auch unterwegs sehr viel Energie einsparen können. Zum Beispiel lässt sich das Auto mit Energiesparreifen ausstatten, die deutlich weniger Reibungswiderstand aufweisen und so auch den Geldbeutel durch Spritersparnis schonen. Unnötiges Gepäck im Kofferraum treibt den Kraftstoffverbrauch jedoch wieder in die Höhe, also immer schön alles Überflüssige daheimlassen! Durch ein synthetisches Leichtlauföl lässt sich wiederum nicht nur die Haltbarkeit des Motors verlängern, sondern auch der Durst des Fahrzeugs senken. Jetzt noch möglichst alle Kurzstrecken mit dem Fahrrad absolvieren und im Urlaub vorzugsweise am nächsten Baggersee campen gehen – schon klappt es mit der individuellen Energiewende.
Die Energiewende ist allumfassend und lässt sich nicht einmal unterwegs oder im Urlaub abhängen. Sie hängt nicht an den großen Kraftwerken und Solarfeldern, sondern an uns selbst. Aus diesem Grund bleibt sie auch in den nächsten Jahren allgegenwärtig.
Fotos: pixabay.com
Matthias erstellt, betreibt und vermarktet schon seit dem Jahre 2000 diverse Blogs und Webseiten. Die meisten davon drehen sich um Verbraucherthemen sowie Produkttests, Aktien, Börse und Tipps zum Geld sparen.
Er wurde 1973 geboren, lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Hannover und ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern im Teeniealter.